KOBLENZ. 2015 startete der Projektverbund FAiR Plus (Flüchtlinge und Asylsuchende integriert in die Region) unter Federführung des Caritasverbandes Koblenz. Ziel war und ist es, geflüchtete Menschen bei der Integration in Ausbildung und Arbeit zu unterstützen. „Im Vordergrund steht die individuelle Beratung und Begleitung“, berichtet Projektleiter Gregor Bell. „Gleichzeitig ist eine gelingende Integration von enormer Bedeutung für die regionale Wirtschaft, insbesondere vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels.“
In den vergangenen zehn Jahren konnten bereits 2.400 Personen in Arbeit, Ausbildung, Praktika, Einstiegsqualifizierungen, Schulausbildung und weitere Angebote vermittelt werden. Darüber hinaus schulte das Caritas-Team 440 Mitarbeitende der Jobcenter im Norden von Rheinland-Pfalz und führte zahlreiche Seminare in Unternehmen und anderen Institutionen im Kontext der interkulturellen Öffnung durch.
Ministerin erhält Einblick in persönliche Erfolgsgeschichte
Im Rahmen ihrer Sommerreise machte sich Staatsministerin Katharina Binz, Ministerin für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz, ein persönliches Bild von der Arbeit des Projektes. Der Besuchstermin fand auf Einladung der Energieversorgung Mittelrhein im Wasserwerk auf dem Koblenzer Oberwerth statt, dem Arbeitsplatz eines vermittelten Projektteilnehmers. Dort erhielt die Politikerin einen tiefen Einblick in eine ganz persönliche Erfolgsgeschichte.
Pourya Rasti flüchtete 2015 aus dem Iran. Dank der intensiven Begleitung von FAiR-Beraterin Anika Epp meisterte er zahlreiche Herausforderungen. Bereits während des Asylverfahrens absolvierte er Sprachkurse und erreichte die Anerkennung seiner schulischen Qualifikationen aus dem Iran. Der erste Kontakt mit der Energieversorgung Mittelrhein (evm) erwies sich als Gewinn für beide Seiten. Es folgten Praktika und Einstiegsqualifizierungen, bevor er eine Ausbildung als Elektroniker für Betriebstechnik startete, die er aufgrund hervorragender Ergebnisse sogar verkürzt abschließen konnte.
Der 31-Jährige hat in der Region eine neue Heimat gefunden. „Ich bin glücklich mit meinem Leben“, sagt Pourya Rasti mit einem Lächeln auf den Lippen. „Ich habe große Freude an meinem Beruf und kann meinen Lebensunterhalt aus eigener Hand bestreiten.“ Im Kollegenkreis und bei Vorgesetzten erhält der Iraner, der in der Zwischenzeit auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, enorme Wertschätzung. „Pourya Rasti hat sich innerhalb kürzester Zeit bei uns hervorragend integriert. Er ist ein wertvoller Mitarbeiter mit hoher Fachkenntnis“, lobt Wolfgang Kochhan, Bereichsleiter Wasserwirtschaft bei der evm. Im Herbst wird er einen weiteren Meilenstein schaffen, wenn er seinen Meisterbrief in der Tasche hat.
Staatsministerin Katharina Binz zeigte sich beeindruckt vom Werdegang des jungen Mannes und der nachhaltigen Wirkung des Projekts: „Eine Ausbildung oder Arbeit gibt geflüchteten Menschen die Chance, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Die persönliche Erfolgsgeschichte von Pourya Rasti zeigt eindrucksvoll, was möglich ist, wenn Menschen gezielte Unterstützung erhalten und wenn starke Netzwerke zusammenarbeiten. Das Projekt FAiR leistet hier einen wertvollen Beitrag – für die Integration jedes Einzelnen und für die Sicherung von Fachkräften, die unsere regionale Wirtschaft dringend braucht. Für beide Seiten ist dieses Engagement eine große Bereicherung.“
Projektverbund schafft Perspektiven
Der Erfolg des FAiR Plus Projektes ist das Ergebnis eines starken Netzwerks. Zum Projektverbund gehören neben der Koblenzer Caritas die Stadt Koblenz, der Landkreis Mayen-Koblenz, die Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen, die Jobcenter Koblenz und Landkreis Mayen-Koblenz, der Diözesan-Caritasverband Trier, die Handwerkskammer, die Industrie- und Handelskammer, die Carl-Benz- und Julius-Wegeler-Schule, der Flüchtlingsrat Rheinland-Pfalz sowie der Initiativausschuss für Migrationspolitik. „Sprache, Bildung und Qualifizierung sind die Eckpfeiler auf dem Weg ins Arbeitsleben“, sagt Caritas-Mitarbeiterin Anika Epp. „Unser FAiR Plus-Netzwerk bildet dafür mit Expertise, passgenauen Angeboten und kurzen Wegen zu Arbeitgebern die besten Rahmenbedingungen.“
Ziel ist die Förderung bis 2028
Bis September 2026 wird die Erfolgsgeschichte von FAiR Plus als eines von bundesweit 41 Projekten auf alle Fälle weitergeschrieben. So lange wird das Projekt durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus finanziert. Die im Netzwerk engagierten Akteure hoffen auf eine Verlängerung der Förderperiode um weitere zwei Jahre, damit möglichst viele Erfolgsgeschichten dem Beispiel von Pourya Rasti folgen können.