Wie funktioniert das Stromnetz – und warum kommt es zu Engpässen oder Überlastungen?
Das deutsche Stromnetz ist in verschiedene Spannungsebenen unterteilt: Das Übertragungsnetz (Höchstspannung) transportiert große Strommengen über weite Strecken, während das Verteilnetz (Mittel- und Niederspannung) die Energie zu Haushalten und Unternehmen bringt. Besonders im Übertragungsnetz kommt es zu Engpässen – etwa wenn im Norden viel Windstrom erzeugt wird, der aber nicht vollständig in den Süden transportiert werden kann, weil dort die Leitungskapazitäten fehlen.
Hinzu kommt: Das Stromnetz muss jederzeit im Gleichgewicht sein: Stromerzeugung und -verbrauch müssen sich exakt die Waage halten. Nur so bleibt die Netzfrequenz stabil bei 50 Hertz. Schon kleinste Abweichungen können zu Störungen führen. Wenn also zu viel Strom eingespeist wird oder an anderer Stelle fehlt, müssen Netzbetreiber blitzschnell reagieren – zum Beispiel mit Redispatch-Maßnahmen.
Was passiert beim Redispatch?
1. Netzbetreiber erkennen eine drohende Überlastung im Stromnetz.
2. Sie ordnen an, dass bestimmte Kraftwerke ihre Einspeisung reduzieren.
3. Die betroffenen Anlagenbetreiber erhalten eine Entschädigung für die entgangenen Einnahmen durch die Nicht-Einspeisung.
4. Diese Entschädigungen summieren sich zu den Redispatch-Kosten.
Warum sind diese Kosten relevant?
- Sie zeigen, wo das Stromnetz an seine Grenzen stößt.
- Hohe Kosten deuten auf fehlende Netzinfrastruktur oder mangelnde Flexibilität hin.
- Ein Großteil der Redispatch-Mengen ist durch Engpässe im Übertragungsnetz bedingt. Redispatch-Maßnahmen führen zu hohen Kosten bei den Übertragungsnetzbetreibern. Diese werden über die Netzentgelte von dir als Verbraucher mitgetragen.
- 2022 lagen die Redispatch-Kosten bei rund 2,7 Mrd. €, 2023 sanken sie auf 2,4 Mrd. €.
- Für 2024 zeichnen sich Kosten in Höhe von 1,5 Mrd. € ab – bis Q3 waren es bereits 1,1 Mrd. €.
- Netzengpassmanagement besteht aus Redispatch, Countertrading (=Übertragungsnetzbetreiber kaufen und verkaufen gezielt Strom an den Strombörsen oder im bilateralen Handel, um Netzengpässe zu vermeiden) und dem Einsatz von Netzreservekraftwerken.
Was hilft gegen hohe Redispatch-Kosten?
Die Kosten, die durch Redispatch-Maßnahmen entstehen (z. B. Entschädigungen an Kraftwerks- und Anlagenbetreiber), werden zunächst von den Übertragungsnetzbetreibern übernommen. Diese geben die Kosten jedoch über die sogenannten Netzentgelte an die Verteilnetzbetreiber weiter und diese wiederum legen sie auf die Stromkunden und -kundinnen um. Das bedeutet: Die Redispatch-Kosten sind ein Teil deiner Stromrechnung, auch wenn sie dort nicht separat ausgewiesen sind.
Netzausbau, die Nutzung von Flexibilitäten und intelligentes Engpassmanagement sollten gesamtwirtschaftlich optimiert werden, um hohe Redispatch-Kosten zu vermeiden. Der erforderliche starke Netzausbau ist notwendig, um mittelfristig den Redispatch-Bedarf und damit die Kosten zu senken.
Fazit:
👉 Gegen steigende Kosten für Redispatch helfen nachhaltig nur Netzausbau und Netzmodernisierung.