Drei Eifel-Gemeinden bringen die Energiewende voran

Sie haben zusammen gerade einmal rund 230 Einwohner. Und doch werden die Ortsgemeinden Dankerath, Senscheid und Trierscheid schon bald zu einem Zentrum der Ökostromproduktion und somit zu einem wichtigen Faktor für die Innovation und die Energiewende im Kreis Ahrweiler. Gemeinsam mit der Energieversorgung Mittelrhein (evm) planen die Orte in der Verbandsgemeinde Adenau einen Solarpark, der im Kreis Ahrweiler seinesgleichen sucht. Nicht weniger als 80.000 Solarmodule sollen von 2023 an rund 33 Millionen kWh Strom pro Jahr produzieren. Damit könnten nicht nur alle Haushalte in der gesamten Verbandsgemeinde Adenau das ganze Jahr über mit Ökostrom versorgt werden, sondern gleich noch einmal so viele. Bilanziell reicht das aus, um 20 Prozent und somit ca. 22.000 Menschen des gesamten Landkreises mit „Grünem Strom“ zu versorgen.

Die Weichen für dieses Leuchtturmprojekt sind gestellt: Der notwendige Gestattungsvertrag ist durch die Ortsbürgermeister Marco Collet (Dankerath), Dirk Ueberhofen (Senscheid) und Klaus Peter Romes (Trierscheid) unterzeichnet worden, sodass es jetzt an die konkrete Planung geht. „Wir sind sehr froh, mit der evm einen Partner zu haben, der mit uns die regionale Energiewende endlich mit Leben füllt“, freut sich Dirk Ueberhofen. Und sein Amtskollege Marco Collet ergänzt: „Die Nutzung der Solarenergie ist für uns und den gesamten Landkreis eine große Chance. Vor allem die regionale Wertschöpfung, sprich Beteiligung von regionalen Unternehmen beim Bau und der Unterhaltung des Parks durch die evm, war für uns ein zentrales Kriterium.“

Energiewende als Chance
Um einen Solarpark in dieser Größenordnung realisieren zu können, bedarf es ausreichend großer Flächen, die auch über entsprechende Sonneneinstrahlung verfügen. Hier wurden die Ortsbürgermeister mit der evm als Projektentwickler im Rahmen eines wettbewerbsorientierten Interessenbekundungsverfahrens schnell fündig: Insgesamt boten sich Flächen von rund 26 Hektar an, die sich über die drei Orte erstrecken und die im Eigentum der Ortsgemeinden stehen. Derzeit handelt es sich dabei um Grünlandflächen sowie um eine ehemalige Waldfläche, die aufgrund von Borkenkäferbefall gerodet werden musste. „Wir leben in einer Region mit eher unterdurchschnittlicher forst- bzw. landwirtschaftlicher Ertragskraft. Wir sehen in der Energiewende auch eine Chance für die Forst- und Landwirtschaft sich in der Region neu zu definieren. Wir möchten daher neue Chancen anbieten und diese auch möglichst gemeinsam ausgestalten. Wir wollten etwas machen, was wirklich zählt“, erklärt Ortsbürgermeister Klaus Peter Romes aus Trierscheid.

Die Zielorientierung, Überzeugung und die Einigkeit der drei Ortsgemeinden beeindrucken auch evm-Vorstandsmitglied Bernd Wieczorek: „Die Ortsgemeinden haben bereits einen langen Weg beim Versuch einer lokalen Umsetzung der Energiewende hinter sich. Uns ist es wichtig, dass die Akteure vor Ort hinter einem solchen Projekt stehen. Daher werden wir auch immer die unterschiedlichen Interessengruppen aktiv einbinden. Die geplante Fläche ist für einen solchen Solarpark ideal, da er ausreichend hohen Nettostromertrag erwarten lässt.“ Die evm kann dabei auf langjährige Erfahrungen mit ihren in der Region bestehenden Solaranlagen zurückgreifen.

Nachdem der Gestattungsvertrag im Dezember 2020 unterschrieben wurde, geht es nun mit den Planungen weiter. Während die evm-Experten die technische Detailplanung ausarbeiten, werden parallel die Vorbereitungen getroffen, die bestehenden Raumordnungs- und Flächennutzungspläne entsprechend anzupassen und Bebauungspläne aufzustellen. Die Ziele, Absichten und Pläne der Ortsgemeinden werden dazu in einem integrierten Gesamtkonzept, dem sogenannten Landnutzungskonzept, von der evm konkret dargestellt, was es so in dieser Form bis dato nicht gab. Die Ortsgemeinden werden bei der Konzepterarbeitung und im weiteren Verlauf von der Energieagentur aus Koblenz fachlich beraten und unterstützt. Die evm plant die Antragstellung für die Baugenehmigung für das kommende Jahr und rechnet mit Bau und Inbetriebnahme 2023. Die Investitionskosten für das zukunftsweisende Projekt liegen bei mehr als 20 Millionen Euro. „Mit diesem Projekt erfüllen die beteiligten Ortsgemeinden ihre Versprechen aus dem Jahr 2018 zur lokalen Umsetzung der Ziele der UN-Agenda“, sagen die Ortsbürgermeister.