Baumassnahme an einer Stromleitung im Waldgebiet

Unter Strom

Wenn der Strom ausfällt, hört der Spaß auf. Deswegen arbeitet die enm pausenlos daran, potenzielle Ausfallzeiten zu reduzieren. Peter Wiacker, zuständig für die Stromnetze bei der enm, nimmt uns mit zu drei Orten, die für eine zuverlässige Stromversorgung wichtig sind.

13 Minuten können lang werden – vor allem dann, wenn weder Licht, Kühlschrank noch Internet funktionieren. So lange fällt durchschnittlich in einem deutschen Haushalt der Strom pro Jahr aus (Stand 2018). „Bei uns im enm-Netz war das 2018 nicht einmal halb so lange wie im Bundesdurchschnitt. Und das soll auch in Zukunft so bleiben“, sagt Peter Wiacker. 


Peter Wiacker, Bereichsleiter Asset-Management bei der enm
Peter Wiacker, als Bereichsleiter Asset-Management ist er für die Netzplanung bei der enm zuständig


Mehr als nötig

Wir fahren mit Peter Wiacker durch Kadenbach – ein beschaulicher Ort im Westerwald, in dem knapp 1300 Menschen leben. Hier stehen hauptsächlich Ein- und Zweifamilienhäuser. 27 von ihnen haben eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. „An sonnenreichen Tagen haben wir in Kadenbach ein immer häufiger auftretendes Phänomen: Es kommt zu einer Lastflussumkehr. Das heißt, es wird mehr Strom produziert als verbraucht“, erklärt der Bereichsleiter Asset-Management.

Damit dieser Überschuss für das Stromnetz nicht zum Problem gerät – denn es muss schließlich in einem ausgeglichenen Verhältnis von Erzeugung und Verbrauch betrieben werden – setzt die enm auf regelbare Ortsnetztransformatoren (rONT). 

„Die regelbaren Ortsnetztransformatoren sind an gezielt ausgewählten Stellen schon länger im Einsatz. Sie können Spannungsschwankungen automatisch ausgleichen, da sie kontinuierlich Messwerte am Trafo erfassen“, sagt Peter Wiacker. Neu sei aber das Smart-Grid-System für die sogenannte Weitbereichsregelung, das in Kadenbach in einem Pilotprojekt nun seit 2020 getestet wird.

Kabelverteilerschrank
Auch in diesem Kabelverteilerschrank in Kadenbach sind Sensoren für die Weitbereichsregelung verbaut.


Dafür wurde zusätzlich an verschiedenen Punkten im Netz intelligente Messsensorik verbaut. „Ziel des Ganzen ist es, dass die Software all diese Daten auswertet und die automatisierte Stufenstellung des Transformators für das angeschlossene Ortsnetz noch präziser erfolgen kann“, erklärt Peter Wiacker. Der Effekt: Stromflüsse können besser gesteuert werden, wodurch die Spannung an den Hausanschlüssen weitgehend konstant gehalten werden kann. Eine insgesamt bessere Spannungsqualität im Netz führt dann wiederum dazu, dass weitere Verbraucher und Einspeiser vor Ort, wie Elektroautos oder Photovoltaikanlagen, einfacher eingebunden werden können.

» An sonnenreichen Tagen haben wir in Kadenbach ein immer häufiger auftretendes Phänomen: Es kommt zu einer Lastflussumkehr. Das heißt, es wird mehr Strom produziert als verbraucht. «

Peter Wiacker, als Bereichsleiter Asset-Management für die Netzplanung bei der enm zuständig


Ganz neu

Nächstes Ziel: Selters. Hier hat die enm 2018 die modernste Umspannanlage des Netzes in Betrieb genommen. „Das alte Umspannanlagen erneuert werden, kommt häufiger vor. Dass wir aber ein ganz neues Umspannwerk bauen, in dem 110 000 Volt in 20 000 Volt umgewandelt werden, ist selten“, betont der Netzexperte, der seit über 30 Jahren im Unternehmen tätig ist. Aber warum dann diese Investition in Höhe von acht Millionen Euro? „In Selters hat sich durch verschiedene Faktoren – vor allem durch einen großen Industriebetrieb – der Energiebedarf erhöht und auch die Anzahl an Einspeiseanlagen steigt. Außerdem ist hier der Bau eines neuen Windparks geplant“, erklärt er und läuft mit uns in das Innere der Schaltanlage, von wo aus der Stromfluss für rund 25 000 Menschen plus Industriebetriebe gesteuert wird. Hier drinnen herrscht eine Art klinische Stimmung. Es lässt sich nur erahnen, wie viele Kabel und elektrische Komponenten in den Schrankwänden verbaut sind.

Die Umspannanlage in Selters ist die modernste der enm. Hier werden 110 000 Volt in 20 000 Volt umgewandelt und der Stromfluss für 25 000 Menschen sowie die Industriebetriebe gesteuert.


Tief im Wald

Wir steigen wieder ins Auto und es geht hinein in einen Wald. Zwischen den Laub- und Nadelbäumen in der Nähe von Rennerod tut sich einiges. Baubeauftragter Johannes Merten wartet schon auf uns. Er ist Spezialist für Erdkabel und zeigt uns den Kabelgraben, in dem heute eine Verbindungsmuffe gesetzt wird. Die Muffe verbindet zwei Kabelabschnitte, denn auf einer Länge von zweieinhalb Kilometern werden hier Erdkabel erneuert. Kostenpunkt: rund 100.000 Euro. „Nach fast 40 Jahren sind die alten Kabel am Ende ihrer Nutzungsdauer angelangt“, erklärt Merten. Die neuen 20 000-Volt-Kabel sollen die nächsten 60 Jahre pausenlos betriebsbereit sein. „Diese Kabel liefern den Strom für die Pumpen zur Trinkwasseraufbereitung ganz in der Nähe. Wir stehen hier im Wasserschutzgebiet, deshalb gelten für diese Baustelle auch spezielle Auflagen“, erzählt Peter Wiacker.

Im Wald bei Rennerod werden neue 20 000-Volt-Erdkabel verlegt und über eine Muffe verbunden. Sie sollen die nächsten 60 Jahre pausenlos betriebsbereit sein.


Vom stetigen Wandel

Die Tour mit dem Netzexperten macht klar: Versorgungssicherheit hat viele Facetten. Das enm-Netz wird gewartet, modernisiert und ausgebaut – jeden Tag. Aber wie wird es wohl in 50 Jahren aussehen? Peter Wiacker hat schon viel erlebt. Seine Prognose: „Ich denke, wir werden keine Netze, sondern eher Stromsysteme mit ganz neuen Aufgaben haben. Die Reserve-Energie wird sicherlich eine zentrale Rolle spielen. Ich hoffe, wir haben dann gute Speichertechnologien, denn langfristig sollte es kein Problem sein, wenn das, was jetzt erzeugt wird, erst morgen gebraucht wird.“ 


Energienetze Mittelrhein

Die Energienetze Mittelrhein (kurz: enm) verantwortet 7000 Kilometer Stromleitungen, 6000 Kilometer Erdgasleitungen und einige Hundert Verteil- und Umspannsysteme in Rheinland-Pfalz. Erfahren Sie hier mehr zur enm. 

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